Diagnostik


Nationales Referenzzentrum (NRZ) für Helicobacter pylori

AKTUELLES

Das Nationale Referenzzentrum für Helicobacter pylori lädt am 20. und 21.02.2025 zum Intensivkurs MMM Hp (Münchener Meeting zur Mikrobiologischen Diagnostik der H. pylori-Infektion) an das Max von Pettenkofer-Institut ein.

Einladung & weitere Informationen


 

 

Nationales Referenzzentrum Helicobacter pylori

Zur Überwachung wichtiger Infektionserreger werden durch das Bundesgesundheitsministerium in Abstimmung mit dem Robert Koch-Institut Nationale Referenzzentren (NRZ) benannt. Seit dem 01.01.2017 ist das NRZ für Helicobacter pylori unter Leitung von Prof. Dr. Sebastian Suerbaum am Max von Pettenkofer-Institut der LMU München beheimatet. Bei Fragen zur Diagnostik, Therapie und Epidemiologie von H. pylori ist das NRZ der Ansprechpartner für mikrobiologische Labore und behandelnde Ärztinnen und Ärzte aus ganz Deutschland.
Das NRZ stellt darüber hinaus auch auf seinen Webseiten Informationen für Patientinnen und Patienten sowie andere Interessierte zur Verfügung.

Neben der Beratung bietet das NRZ auch mikrobiologische Spezialdiagnostik für H. pylori an.

Helicobacter pylori ist ein Gram-negatives Stäbchenbakterium. Es infiziert bei mehr als der Hälfte der Weltbevölkerung die Schleimhaut des Magens und gehört daher zu den häufigsten bakteriellen Infektionserregern überhaupt. Die Infektion wird in der Regel in der Kindheit erworben und bleibt über Jahrzehnte bestehen, wenn sie nicht aktiv behandelt wird.

Die Infektion mit H. pylori ruft immer eine Entzündungsreaktion der Magenschleimhaut hervor, die man bei einer feingeweblichen Untersuchung des Magens nachweisen kann. Sie muss aber keine Symptome verursachen, mehr als 80 % der Infizierten bleiben symptomlos. Auf dem Boden der H. pylori-Gastritis können sich jedoch Folgeerkrankungen entwickeln. Die wichtigsten Folgeerkrankungen sind:

  • Magengeschwür
  • Zwölffingerdarmgeschwür
  • Magenkrebs (Adenokarzinom)
  • Lymphome des Magens (MALT-Lymphom)

Der diagnostische Nachweis einer H. pylori-Infektion erfolgt meistens im Verlauf einer Magenspiegelung, bei der Proben (Biopsien) entnommen und auf H. pylori untersucht werden. Ebenfalls möglich ist der Nachweis einer
H. pylori-Infektion durch einen Atemtest oder durch einen Stuhltest.

Eine Impfung gegen H. pylori steht aktuell nicht zur Verfügung.

Die Therapie erfolgt durch eine Kombination aus Antibiotika und Säuresekretionshemmern. Ziel der Therapie ist die vollständige Beseitigung der Erreger aus dem Körper des Patienten (Eradikation). Da das Infektionsrisiko von Erwachsenen in Deutschland gering ist, ist auch das Risiko, nach einer erfolgreichen Eradikationstherapie erneut eine H. pylori-Infektion zu erwerben, sehr gering (unter 1 % pro Jahr).

 

Eine bestehende Infektion mit H. pylori erhöht das Magenkrebsrisiko um das 4-6 fache. H. pylori ist seit 1994 offziell als Krebsauslöser eingestuft, diese Bewertung wurde im Jahr 2009 bestätigt.

Wie auch bei vielen anderen Karzinogenen, führt die H. pylori-Infektion nur bei einem kleinen Teil der Infizierten zum Krebs, und zwischen Infektion und Auftreten der Krebserkrankungen liegen meist Jahrzehnte. Dies macht es schwierig, den Effekt einer Therapie auf die Krebshäufigkeit nachzuweisen. Mittlerweile liegen aber mehrere Studien aus Ländern mit hoher H. pylori-Infektionsrate und hoher Magenkrebshäufigkeit vor, die nachweisen, dass in solchen Ländern eine konsequente Behandlung von H. pylori-Infektionen die Magenkrebssterblichkeit senken kann. In vielen Ländern wird daher mittlerweile die Behandlung jeder H. pylori-Infektion zur Krebsprophylaxe empfohlen. In Deutschland empfiehlt die aktuelle Leitlinie der DGVS, auch bei asymptomatischer H. pylori-Infektion den Patienten eine Eradikationstherapie anzubieten.

Empfehlungen

Nachfolgend finden Sie eine Auswahl der umfangreichen Literatur zu Helicobacter pylori. Entscheidend für Patientinnen und Patienten,  Ärztinnen und Ärzte sind vor allem die Empfehlungen zu Diagnostik und Therapie, die von deutschen und europäischen Expertengruppen auf Basis umfangreicher Untersuchungen erstellt werden. Für Fragen zu aktuellen Leitlinien steht das Team des NRZ gerne zur Verfügung.

Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten:

Empfehlung von European Helicobacter and Microbiota Study Group and Consensus Panel:

Übersicht über die Entwicklung neuer Therapieoptionen bei der Infektion mit H. pylori:

Weitere Informationen:

  • H. pylori mit Resistenzen gegen das Antibiotikum Clarithromycin gehört zu den „high priority„-Krankheitserregern, bei denen die Weltgesundheitsorganisation WHO besondere Anstrengungen zur Entwicklung neuer Behandlungsmöglichkeiten fordert. Erklärung der WHO: Global priority list of antibiotic-resistant bacteria (Englisch)
  • Der folgende Auszug aus dem medizinischen Lehrbuch „Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie“ (S. Suerbaum, G.-D. Burchard, S. H. E. Kaufmann, T. F. Schulz; 8. Auflage, 2016) wurde freundlicherweise vom Springer-Verlag zur Verfügung gestellt: Kapitel 32: Helicobacter (Prof. Dr. S. Suerbaum)

 

Einsendung

In Spezialfällen ist es möglich, Proben für mikrobiologische Diagnostik direkt an das NRZ zu senden. Nutzen Sie dafür bitte unseren Einsendeschein, den Sie hier herunterlagen können: Downloads

Bitte beachten Sie folgende Hinweise

  • Derzeit kann das NRZ die aufgeführten diagnostischen Untersuchungen kostenfrei anbieten.
  • Die Kosten für den Probentransport können nicht übernommen werden.
  • Für die Einsendung werden an das NRZ werden keine (Labor-)Überweisungsscheine oder Kostenübernahme-Formblätter benötigt.
  • Zur Diagnostik sind nur Magenbiopsien bzw. Kulturisolate geeignet.

Für Rückfragen steht Ihnen das Team des NRZ unter der Telefonnummer +49 89 2180-72801 gerne zur Verfügung.

Beratung

Falls Sie eine Beratung zur Diagnostik und Therapie der Infektion mit H. pylori benötigen, zögern Sie nicht, mit dem NRZ Kontakt aufzunehmen. Eine Beratung ist sowohl telefonisch als auch schriftlich via Email möglich.

Kontakt
Telefon: +49 89 2180-72801
E-Mail: nrzhpylori@mvp.uni-muenchen.de

Team

Prof. Dr. med. Sebastian Suerbaum

Leitung NRZ

Tel: +49 89 2180 72801

nrzhpylori(at)mvp.uni-muenchen.de

 

 

 

Dr. rer. nat. Beate Spießberger

Tel: +49 89 2180 78209

nrzhpylori(at)mvp.uni-muenchen.de

 

 

 

 

 

Cornelia Fük, MTLA

Martina Merker, MTLA

Elke Stummeyer, MTLA

HelicoPTER-Studie

Unter der Leitung von Prof. Suerbaum (Nationales Referenzzentrum für Helicobacter pylori am Max von Pettenkofer-Institut der LMU München) und von Prof. Gerhard (Technische Universität München) wurde 2021 die HelicoPTER-Studie gestartet.

Im Rahmen der HelicoPTER-Studie (Helicobacter Prävalenz, Therapie-Erfolg, Resistenz) werden unter anderem folgende Fragen untersucht:

  • Wie verbreitet ist die Infektion mit H. pylori?
  • Wie ist die Lage der Antibiotika-Resistenz?
  • Wie sieht die optimale Therapie aus?
  • Welche Auswirkungen hat die Therapie auf die Darmflora?
  • Welche Komplikationen ergeben sich aus der Infektion mit H. pylori?
  • Welche Risikofaktoren gibt es für eine Infektion?

Um ein umfassendes Bild der Infektionslage zu zeichnen, werden im Laufe der nächsten Jahre insgesamt 20.000 Probandinnen und Probanden eingeschlossen. Dies findet an verschiedenen Studienorten in ganz Deutschland statt.

Wollen Sie wissen, ob Sie infiziert sind? Informieren Sie sich auf der Studien-Homepage Helicobacter-testen.de, wo und wie Sie kostenfrei an der Studie teilnehmen können!

Publikationen

Steigende Resistenzraten: Europaweite Studie zur Antibiotikaresistenz von Helicobacter pylori

Das Nationale Referenzzentrum für Helicobacter pylori hat gemeinsam mit Partnern aus 18 Ländern (European Helicobacter pylori Antimicrobial Susceptibility Testing Working Group) die Daten einer europaweiten Studie zur Primärresistenz von H. pylori veröffentlicht. Die lokale Rate der Primärresistenz (Resistenz gegen Antibiotika ohne vorherige gescheiterte Therapien) ist die Grundlage für die Entscheidung, welche Therapie bei infizierten Patientinnen und Patienten zum Einsatz kommen soll. In der Studie konnte die hohe Resistenz gegen das Antibiotikum Clarithromycin nachgewiesen werden, das den Grundpfeiler der klassischen Dreifachtherapien darstellt. Die beobachteten Resistenzraten in den unterschiedlichen Ländern konnten klar mit dem jeweiligen nationalen Antibiotikaverbrauch korreliert werden.

Mégraud et al. (2021) Helicobacter pylori resistance to antibiotics in Europe in 2018 and its relationship to antibiotic consumption in the community

 

Update: Fortschritte in der Erforschung der Helicobacter pylori-Infektion durch neue Methoden

In dieser Übersichtsarbeit werden die neuesten Entwicklungen und Entdeckungen zur Evolution und genetischen Diversität von H. pylori aufbereitet. Methoden zur Untersuchung der genomischen und epigenomischen Variabilität, einem der Forschungsschwerpunkte der Arbeitsgruppe von Prof. Suerbaum, haben über die letzten Jahre hinweg eine Vielzahl technischer Innovationen erfahren. Vor allem der Einsatz von Hochdurchsatzsystemen hat die Datenbasis für Analysen zur genetischen und epigenetischen Variabilität von H. pylori massiv erweitert.
Die hohe Mutationsrate des Keims sowie Fähigkeit, genetisches Material aus der Umgebung aufzunehmen, sind verantwortlich für eine genetische Variabilität, wie sie kein anderer bakterieller Krankheitserreger aufweist. Auch auf epigenomischer Ebene wird diese Variabilität beeinflusst, so z. B. durch das Methylom. Ein weiterer entscheidender Faktor ist das große Repertoire an Restriktions-Modifikationssystemen.

Ailloud et al. (2021) Evolved to vary: genome and epigenome variation in the human pathogen Helicobacter pylori. FEMS Microbiol. Rev.

 

Helicobacter pylori: Neue Erkenntnisse zu Evolution im Magen infizierter Menschen

H. pylori-Stämme zeichnen sich durch eine ausgeprägte genetische Diversität aus. Die Arbeitsgruppe von Prof. Suerbaum konnte nun zeigen, dass sich diese große Heterogenität bereits im Magen einer einzelnen infizierten Person entwickelt. Von insgesamt 16 Spenderinnen und Spendern wurden mehrere Biopsien aus unterschiedlichen Magenregionen untersucht. Abhängig von der Lokalisation im Magen entwickeln sich die verschiedenen Keimpopulationen unterschiedlich weiter. Die Evolution von H. pylori im einzelnen Menschen wird aber auch von externen Faktoren wie z. B. einer Antibiotika-Therapie beeinflusst, die zur Ausbildung resistenter Subpopulationen führt.

Ailloud et al. (2019) Within-host evolution of Helicobacter pylori shaped by niche-specific adaptation, intragastric migrations and selective sweeps. Nat. Commun.

 

H. pylori: Neue Erkenntnisse zum Ursprung der genetischen Variabilität

Die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Sebastian Suerbaum (Nationales Referenzzentrum für Helicobacter pylori, Max von Pettenkofer-Institut, Medizinische Fakultät, LMU München) hat einen weiteren Beitrag zur Aufklärung des Ursprungs der hohen genetischen Variabilität von H. pylori geleistet. In der Arbeit stand die Variation der Ausstattung von H. pylori-Genomen mit Restriktions-Modifikationssystemen (R-M-Systemen) im Fokus. Die Genome verschiedener H. pylori-Stämme besitzen jeweils ca. 30 R-M-Systeme, von denen zwischen verschiedenen Stämmen nur wenige konserviert sind. Das Resultat dieser hochvariablen Ausstattung von H. pylori mit R-M-Systemen ist ein hochvariables Methylom. Nur das Methyltransferase-Enzym eines einzigen R-M-Systems von H. pylori ist bei allen untersuchten (n = 459) Stämmen aktiv und scheint somit Bestandteil des Kerngenoms zu sein. Die Untersuchungen zeigen, dass diese für die Sequenz GCGC spezifische MTase im Verlauf der Evolution von H. pylori eine wichtige koordinierende Rolle in der Genregulation übernommen hat.

Estibariz et al. (2019) The core genome m5C methyltransferase JHP1050 (M.hpy99III) plays an important role in orchestrating gene expression in Helicobacter pylori. Nucleic Acids Res.

 

Genetisch hochvariabel: Herausforderung für die Impfstoffentwicklung

In einer neuen Studie zeigt Prof. Dr. Sebastian Suerbaum (Nationales Referenzzentrum für Helicobacter pylori, Max von Pettenkofer-Institut, Medizinische Fakultät, LMU München) mit seinen Kooperationspartnern, dass H. pylori bereits in der frühen Phase der Infektion eine hohe genetische Vielfalt aufweist. Dabei kommt es sogar zum Verlust von Genen, die für die Virulenz und die Infektion des menschlichen Magens eine bedeutende Rolle spielen. Diese Variabilität erschwert die Entwicklung eines Impfstoffes gegen den Keim.

Nell et al. (2017) Genome and methylome variation in Helicobacter pylori with a cag pathogenicity island during early stages of human infection. Gastroentology.